Straubing, Schikaneder-Stadt

Leseprobe

Im Nibelungenlied heißt es im 21. Abenteuer, als die Nibelungen
mit der Kriemhild "über die Donau kamen ins Bayernland"
und Richtung Hunnenland zogen: "Dort in Pledelingen schuf man
ihnen Gemach." Wegen dieser einen Erwähnung nennt sich Plattling
eine "Nibelungenstadt": alle 4 Jahre gibt es die "Nibelungenfestspiele"
oder einen "Nibelungenmarkt", eine Wirtschaft am
Marktplatz hat ein uriges "Nibelungenstüberl" hergerichtet, im
Globus-Einkaufszentrum sah ich jüngst eine "Plattlinger Hunnenwurst"
angeboten und im Stadt-Cafe eine "Kriemhild-Torte" und
ein "Nibelungen-Frühstück".

Emanuel Schikaneder wurde in Straubing geboren, aber nicht
einmal eine Apotheke ist nach ihm benannt, grade mal eine Vorortstraße.
Wer aber ist gleich wieder Schikaneder? Richtig, der hat
den Text zur "Zauberflöte" geschrieben, ein ganz und gar miserables
Libretto, dagegen Mozart aber eine so geniale Musik komponiert
habe, dass der Text überflüssig geworden sei. Dass Schikaneder
selbst am frühen Tod Mozarts nicht unbeteiligt war, hat sich
auch irgendwie festgesetzt.

Ich wollte mein Vorurteil, wonach in Straubing eigentlich nichts
über Schikaneder zu finden sei, bestärken und fuhr übers Wochenende
hin. Abends schlenderten wir durch die Innenstadt bei schon
sommerlichem Betrieb. 28. April 2001, Historischer Rathaussaal:
soeben wurde ein Beethoven-Konzert des Pianisten Martin Rasch
beendet. Soll ich die beiden Konzertbesucher, Herr und Dame
"mittleren Alters", ansprechen? Ich sei wegen Schikaneder nach
Straubing gekommen – beide können damit gleich etwas anfangen
und er entgegnet mir spöttisch:
...

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